- 25. Februar 1894: Ernst Friedrich wird im polnischen Breslau als jüngstes von dreizehn Kindern einer großen Arbeiterfamilie geboren. Seine Mutter ist Waschfrau und sein Vater Sattler.
- In jungen Jahren schließt sich Friedrich der Arbeiterjugend an.
- Als junger Mann beginnt er eine Buchdruckerlehre, die er abbricht, um dann als Arbeiter in einer Fabrik anzufangen.
- 1911: Friedrich tritt in die SPD ein – doch aus Protest gegen deren Befürwortung von Kriegsanleihen gibt er sein Parteibuch wieder ab.
- 1914: Friedrich gibt sein Bühnendebüt (eine Leidenschaft von ihm).
- 1914: Friedrich verweigert den Kriegsdienst und wird daraufhin zu einem psychiatrischen Gutachter geschickt.
- 1916: Friedrich ist Organisator einer antimilitaristischen, revolutionären Jugendbewegung und wird zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
- 1918: Er wird von revolutionären Truppen befreit.
- 1919: Friedrich übernimmt das Jugendheim der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) in Berlin und macht es zu einem Treffpunkt der antiautoritären Jugend und revolutionärer Künstler.
- 1919: Friedrich reist nach Deutschland und hält öffentliche Vorträge, dabei liest er aus Werken antimilitaristischer und liberaler Schriftsteller wie Erich Mühsam, Maxim Gorki, Fjodor Dostojewski und Leo Tolstoi.
- 1924: Friedrich gibt „Krieg dem Kriege!“ heraus, ein viersprachig (auf Deutsch, Französisch, Englisch und Niederländisch) verfasstes Buch, das mit schockierenden Fotografien das Grauen des Ersten Weltkrieges dokumentiert. Bis 1930 sind zehn Auflagen in Deutschland erschienen und es wurde in viele Sprachen übersetzt. Dieses Einkommen ermöglicht es Friedrich, ein altes Gebäude in Berlin zu kaufen, wo er das ‚Erste Internationale Anti-Kriegs-Museum‘ errichtet, das 1925 eröffnet wird.
- Friedrich zeigt in seinem Museum verstörende Fotografien von verstümmelten, nackten Soldaten, erhängten Partisanen, Opfern von Erschießungskommandos, vergewaltigten Frauen, Massengräbern, verhungerten Kindern, geschlachteten Tieren, zerstörten Kirchen und Kriegsversehrten. In manchen Städten führt die Polizei Razzien in Buchhandlungen durch und es werden Klagen gegen die öffentliche Zurschaustellung der Fotografien eingereicht.
- Friedrichs Kriegserklärung gegen den Krieg wird von linken Schriftstellern begrüßt.
- März 1933: Das Museum wird von den Nazis zerstört und Friedrich wird festgenommen.
- Dezember 1933: Friedrich beschließt, das Land zu verlassen, er ist finanziell ruiniert. Sein Exil führt ihn von Prag in die Schweiz, wo er wegen Verleumdung eines „befreundeten Staatsmanns“ (Hitler) in seinem 1935 erschienenen Buch Vom Friedens-Museum zur Hitler-Kaserne, in dem er die Zerstörung seines Museums durch die SA dokumentiert, des Landes verwiesen wird.
- 1936: In Belgien wird ihm Asyl gewährt.
- März 1943: Schließlich trägt Friedrich eine Uniform – Seite an Seite kämpft er mit der französischen Résistance gegen die Deutschen, während er in Abwesenheit zum Tode verurteilt wird.
- 1948: Friedrich wird französischer Staatsbürger und Mitglied der Sozialistischen Partei. Er gründet das Île de la Paix („Insel des Friedens“), ein Zentrum für Frieden und Völkerverständigung, und organisiert mit Unterstützung der deutschen Gewerkschaft ÖTV Jugendbegegnungen.
- 2. Mai 1967: Friedrich stirbt in Le Perreux-sur-Marne (Frankreich).
- 1982: Friedrichs Enkel, Tommy Spree, eröffnet das Anti-Kriegs-Museum in Berlin erneut.
- Das heutige Berliner Anti-Kriegs-Museum erinnert mit Schautafeln, Dia-Projektionen und Filmen an Ernst Friedrich und an die Geschichte seines Museums.
„Es fehlt an Mut den Schlachtendenkern, Schlachtenlenkern, selber in den Kampf zu ziehn und selbst den süßen ‚Heldentod‘ zu sterben. Darum erfand man schöne Worte, wie: ‚Vaterland‘ und ‚Feld der Ehre‘, sprach von ‚Verteidigung‘ und andern Lügen mehr. Darum sag ich’s immer wieder meinen Brüdern, den Proleten, sag’s den Klassenkämpfern:
Macht euch frei von bürgerlichem Vorurteil!
Kämpft gegen den Kapitalismus in Euch!
(…)
Kämpft gegen Kapitalismus – und Ihr kämpft gegen jeden Krieg!
Das Schlachtfeld in Fabriken und in Gruben,
den Heldentod in Siechenhäusern, das Massengrab in Mietskasernen,
kurzum: den Krieg, den scheinbar ewigen Krieg der Ausgebeuteten gegen die Ausbeuter!
SEHT – IHR – DAS – ALLES – NICHT?“
„Weigert den Dienst!
Erzieht die Kinder so, daß sie sich später weigern, den Soldaten- und Kriegsdienste zu tun!
Wie viele übersehen allzu leicht, daß in dem eignen Hause, in der Familie, der Krieg freiwillig vorbereitet wird!!!
(…)
Ihr Eltern, die Ihr es nicht wollt, daß Eure Söhne anderer Eltern liebevolle Söhne morden, Ihr sollt bedenken, daß das Kind, das Ihr mit Helm, mit Säbel und Gewehr beschenkt, sich seine zarte Seele aus dem jungen Körper spielt!
Doch jene Kinder, die zur Liebe und zur Solidarität, zur unbedingten Achtung vor dem unverletzlich heiligen Menschenleben sind erzogen, die Kinder werden ganz bestimmt untauglich sein für Waffendienst und Kriegsverwendung.“
Stärker als alle Gewalt, als der Säbel und das Gewehr ist unser Geist, ist unser Wille!
Wiederholt diese drei Worte: “Ich werde nicht/weigere mich!”
Gebt diesen Worten Inhalt/Substanz und alle Kriege werden in Zukunft unmöglich sein.”