Eugène Bévant

Die Recherche beruht auf einer nach dem 1. Weltkrieg erschienenen Broschüre mit dem Titel Les Anarchistes et le cas de conscience (“Die Anarchisten und der Gewissenskonflikt“), (Paris: Librairie Sociale, 1921)

  • Juni 1884: Bévant wird in Minzier als Sohn einer Bauernfamilie geboren.
  • 1905: Bévant weigert sich, der Wehrpflicht nachzukommen.
  • Bévant geht nach Paris und lernt Alphonse Barbé und die Anarchisten kennen.
  • Januar 1906: Auf Druck seiner Eltern willigt er in den Militärdienst ein.
  • März 1906: Bévant muss sich wegen unentschuldigten Fernbleibens vom Dienst vor dem Militärgericht verantworten und wird auf Bewährung verurteilt. Nur vier Tage nach seinem Prozess flüchtet Bévant aus der Kaserne.
  • Er geht für 18 Monate in die Schweiz, wird aber aufgrund der Teilnahme an einer antimilitaristischen Kampagne des Landes verwiesen. Danach wird Bévant aus Deutschland abgeschoben, da er Kontakt zu deutschen Anarchisten pflegt.
  • Dezember 1907: Er reist nach London.
  • Bévant gehört einer kleinen Gruppe französischer ‚Deserteure‘ an. Sein Haus in der Manette Street im Zentrum Londons dient als Hauptquartier für die Group d’Études sociales (Gruppe für Sozialstudien) , die ein französisches anarchistisches Kunstmagazin namens Action d’art („KunstAktion)
  • Dezember 1916: Er wird von der englischen Polizei verhaftet.
  • Januar 1917: Das französische Militärgericht verurteilt ihn zu fünf Jahren Zwangsarbeit.
  • Bévant wird zur Armee geschickt, er desertiert jedoch.
  • Er schlägt sich nach Paris durch und arbeitet mit einer Handvoll dort verbliebener Aktivisten zusammen, denen auch Barbé angehört.
  • Bévant wird verhaftet und kommt in ein Militärgefängnis in Grenoble.
  • Im Prozess gegen Bévant sagt Barbé als Zeuge aus und spricht über dessen Freundschaft und Solidarität.
  • Sommer 1920: Le Libertaire (anarchistische Zeitung) versucht, auch für ihn einen Spendenaufruf zu starten.
  • August 1920: Eugène Bévant wird vom Kriegsgericht zu 18 Monaten Haft verurteilt. Sein vorheriges Bewährungsurteil wird aufgehoben.

Im Kriegsgericht in Grenoble, Sommer 1920: 

„Ja, ich weigerte mich, meine Mitmenschen zu töten, und das sage ich Ihnen in Ihrer Eigenschaft als Männer, nicht als Richter. (…)

Ich wurde nach der Lehre Christi erzogen – dazu, das Leben und das Wohlergehen anderer zu respektieren – und nach den Lehren meiner Eltern, die mir, in ihrer Einfachheit, immer die Bedeutung von Güte und von Schönheit vermittelten. (…) Der Weg bis hin zu meiner ersten ‚Fahnenflucht‘, wie Sie sie nennen, im Jahre 1905, war für mich und meine Familie von großem Kummer geprägt. Ich trennte mich von all denen, die ich liebte, und sollte sie nie wiedersehen. 

(…) Die grausame Realität wollte es, dass mein Vater 1907 starb; mein jüngerer Bruder starb im Januar 1915 (nach seiner Evakuierung von der Westfront bei Yser). Ich habe die beiden nie wiedergesehen. (…) Im Jahre 1917 hatte die Zeit meine Mutter dahingerafft, die starb, bevor wir uns wiedersehen konnten. Und im Juli 1918 starb mein älterer Bruder, den ich nur dreimal gesehen hatte, als er beurlaubt war, in der Schlacht bei Tahure. Dies ist das Leid, das ich und meine Familie erdulden mussten.“

(auf die Frage, ob er noch etwas hinzuzufügen habe:)

„Nur eines noch: Wir alle stehen zwei entgegengesetzten Kräften gegenüber. Auf der einen Seite steht die brutale Kraft, die von einer privilegierten Elite gesteuert wird – einer Elite, die über die aktuellen sozialen und moralischen Gesetze bestimmt; einer Elite, die Polizei, Armee, Justiz, Religion und die Unwissenheit der Massen auf ihrer Seite hat. 

Auf der anderen Seite steht die Kraft der Vernunft – der Vernunft, die auf dem gesamten menschlichen Wissen von Philosophen, Wissenschaftlern und Gelehrten beruht. Eine Kraft, die, angetrieben von einer kritischen Weltanschauung, auf der ständigen Suche nach der Wahrheit ist. Sie können sie schwächen, indem Sie mich verurteilen, aber Sie können sie nicht zerstören; die Wahrheit wird immer siegen. Nun schauen Sie mich an, sehen Sie, ob ich das Gesicht eines Feiglings habe.“