Gaston Rolland

Gaston Rolland, gezeichnetes Portät

Diese Informationen stammen zum Großteil aus Han Ryner: Une conscience pendant la guerre : l’affaire Gaston Rolland („Ein Gewissen während des Krieges: die Affäre Gaston Rolland“), Brochure Mensuelle, No. 3, 1924. Auch die Illustration wurde dieser Broschüre entnommen.

 

  • April 1887: Rolland wird geboren.
  • Rolland macht eine Ausbildung zum Graveur und arbeitet mit Kupfer, Stahl und wertvollen Metallen.
  • Wegen der Arbeit zieht er nach Paris.
  • Sein Pazifismus ist stark durch seine Lektüre Leo Tolstois und der Bibel geprägt.
  • Er besorgt sich falsche Papiere auf den Namen Antonio Raspiol, wodurch er weiterhin in Paris und Marseille arbeiten kann. Sein Haus in Marseille wird zu einem Unterschlupf für Kriegsgegner in der Region um Marseille.
  • Oktober 1916: Rolland beherbergt einen Deserteur namens Bouchard – der Rolland denunziert, als er in Evian verhaftet wird.
  • September 1917: Rolland wird in Marseille verhaftet und kommt in Einzelhaft.
  • Der Vernehmer versucht, Informationen über Armand, einen anarchistischen Anführer, aus ihm herauszuholen, doch Rolland schweigt.
  • Januar 1918: Er wird wegen der Beherbergung eines Deserteurs, des unerlaubten Fernbleibens vom Militärdienst und der Nutzung gefälschter Papiere zu drei Jahren Haft verurteilt.
  • Später gelingt es Rolland, aus dem Krankenhaus in Grenoble zu entkommen.
  • Juli 1918: Er wird erneut festgenommen und vom Kriegsgericht in Paris zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt.
  • Nach dem Krieg wird Rollands Fall von libertären Anarchisten in der Marseiller Zeitung Terre Libre („Freie Erde“) Sie setzen sich für seine Freilassung ein.
  • Dezember 1921: Seine Haftstrafe wird auf zehn Jahre herabgesetzt.
  • Juli 1924: Er wird schließlich entlassen.
  • Wieder in Paris wird er politisch aktiver und Schatzmeister des Comité de défense sociale (Komitees für Sozialen Widerstand).
  • Späte 1930er: Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich.
  • 1982: Rolland stirbt.

Ein Brief, den Gaston Rolland seiner Familie aus dem Gefängnis schrieb:

„Welcher Mann in einer Position wie der meinigen würde es wagen zu sagen, dass er sich nie schwach gefühlt hat? (…) Ja, es kam zuweilen vor, dass ich mir selbst zuflüsterte: ‚Worin liegt der Sinn in all diesem Leid?‘ (…)
Doch eine zweite, klarere Stimme, genährt von der kleinen Flamme eines Ideals, erwiderte: ‚(…) Es gibt Freunde, Verbündete und auch Fremde (und das sind Menschen wie die anderen auch!), denen du das Leben gerettet hast. Sie können frische Luft atmen, sie können arbeiten und gehen, wohin sie wollen. (…) Tröste dich mit dem Gedanken daran, wie viele du gerettet hast. Tröste dich auch mit dem Gedanken daran, dass dein Verbrechen keine Schande über die Menschheit gebracht hat.‘ (…)
Ich stehe immer noch aufrecht und mein Gesicht scheint vor Glück zu glühen.“

Bericht von Rollands Prozess im Jahr 1918:

„Ich wüsste nicht, inwiefern Ihr technisches Können und Ihr guter Ruf Ihren Ungehorsam rechtfertigen. Bereuen Sie Ihr Handeln wenigstens?“ (…)

„Keineswegs“, ruft Rolland, „nichts davon tut mir leid. Ich habe mich nicht aus Feigheit oder zu meinem persönlichen Vorteil geweigert zu kämpfen. Mit meinem Wissen über Stahl hätte ich in eine Fabrik gehen können, wenn ich gewollt hätte. Doch mit derselben Überzeugung, mit der ich mich weigere zu morden, weigere ich mich, Mordwaffen herzustellen. Ich bin ein Kriegsdienstverweigerer.“ (…) Rolland zitiert die Bibel: „Du sollst nicht töten.“